Unaufhaltsam bahnt sich der Frühling seinen Weg. Zart sprießen die ersten kleinen Pflanzen aus der ERDE und die Natur erwacht aus der Winterstarre. Die über den Winter gespeicherte Energie in den Samen und Zwiebeln tief in der Erde erweckt alle Pflanzen zu neuem Leben. Ein neuer Zyklus beginnt. Der ewige Rhythmus der Jahreszeiten startet im Frühling einen neuen Anlauf. Stark sind die Kräfte der Natur und unserer Mutter Erde. Die Zeit des Frühlings bedeutet immer einen Neubeginn, sowohl in der Natur als auch bei uns Menschen. Der Baum symbolisiert am besten die Wandlungen im Laufe eines Jahres. Die in den Wurzeln der Bäume und tief in der Erde gespeicherte Lebenskraft, schießt im Frühling förmlich nach oben, in den Stamm, in die Äste und Zweige und schließlich bis in die neuen Triebe und Knospen. Die Energien der Natur bewegen sich in dieser Zeit nach oben. Wie stark diese Kräfte sich entfalten können sehen wir bewundernswert bei versiegelten Flächen, wenn zartes Grün durch eine vermeintlich harte Asphaltoberfläche hindurch sprießt.
Auch bei uns Menschen sind die Veränderungen des nahenden Frühlings spürbar. Die Tage werden länger, wir verspüren innerlich eine zunehmende Aktivität und erwachen langsam aus unserem Winterschlaf. Ähnlich wie in der Natur befindet sich auch der Mensch im Winter in einer Art Ruhephase und Stille. Stoffwechselprozesse verlangsamen sich und die Regeneration geht langsamer von statten. Durch den nahenden Frühling mit seinen ersten wärmenden Sonnenstrahlen werden unsere Stoffwechselprozesse wieder aktiviert. Wir verspüren eine gesteigerte Lust nach draußen zu gehen. Die sich entfaltenden Energien äußern sich in zunehmendem Bewegungsdrang.
In der Verbindung zwischen Mensch und Natur werden hier allerdings, vor allem was unsere Gesundheit betrifft, gewisse Disharmonien deutlich sichtbar und spürbar. Nach der daoistischen Lehre, der Polarität von Yin und Yang, befinden wir uns im Winter in der Phase des höchsten Yin. Diese Zeit bedeutet eine Phase der Dunkelheit, der Ruhe und Stille. Erst mit dem Beginn des Frühlings werden die Anteile des Yang in der Natur wieder höher und damit auch eine zunehmende Aktivität, sowohl die Innere als auch die Äußere. Die moderne Lebensweise und die starre Eingebundenheit in den verschiedenen Systemen der Gesellschaft hindern uns aber daran, den natürlichen Rhythmen und den Wandlungen von Yin und Yang zu folgen. Die moderne Gesellschaft lässt eine Phase der Ruhe und Stille im Winter nicht zu. Stattdessen läuft unser Motor in der Regel das ganze Jahr auf Hochtouren und wir erschöpfen uns besonders in der Endphase des Jahres mit Terminstress und übermäßigem Konsum.
Aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist der Frühling die energiereichste Zeit des Jahres und stellt für unseren Organismus eine Zeit der höchsten Beanspruchung dar. In dieser Phase des Jahres sind wir besonders anfällig für Viren und Infekte. Stress, Anspannung, Bewegungsmangel und einseitige Ernährung begünstigen noch eine Schwächung der körpereigenen Abwehr- und Immunkraft. Kommen wir zudem in einem geschwächten Zustand aus dem Winter, bedarf es oftmals einer zusätzlichen Anstrengung um die starken Wandlungen in der Natur zu meistern.
Aus Sicht der TCM ist es nun wichtig das „Zheng Qi“, die Vitalität in unserem Organismus zu fördern. Ein gut funktionierendes Abwehr- und Immunsystem ist die beste Garantie für eine stabile Gesundheit und anhaltendes Wohlbefinden. Eine vitalstoffreiche Ernährung mit zunehmenden Anteilen von frischen, grünen Pflanzen begünstigen die Stoffwechselprozesse im Körper. Grün ist die Farbe des Frühjahrs und die Farbe für das Element Holz. Holz symbolisiert das sprießende junge Grün des Frühlings und den Neubeginn im Zyklus der Wandlungsphasen. Der Frühling gilt bei uns auch als jene Zeit, in der wir entschlacken und Leber und Gallenblase entgiften sollten. Die tiefgreifenden Veränderungen in der Natur sind der beste Zeitpunkt für eine Entlastung und Entgiftung von Körper, Geist und Seele.
Qi Gong und Akupressur können mit gezielten Übungen und Techniken unser Abwehr- und Immunsystem sowie unsere Lunge stärken. Sie gleichen Körperspannung und Energieungleichgewichte in Körper- und Meridiansystem aus, fördern und aktivieren die Zirkulation des Blutkreislaufes, der Lymphe und der Lebensenergie „Qi“. Hier stehen uns zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Geeignete Qi Gong Übungen im Frühjahr symbolisieren nicht nur das bewegende Element in dieser Jahreszeit. Wir könnten diese Zeit des Jahres auch dazu nutzen ein kleines neues Projekt zu beginnen. Qi Gong kann uns dabei auf allen Ebenen unterstützen es zu starten und wachsen zu lassen.
Ohne die Kraft der Erde und die Verbindung zwischen Himmel und Erde wäre Wachstum in der Natur nicht denkbar. Die Erde sowohl aus rein stofflicher Sicht, als auch symbolisch als die „Mutter Erde“ gibt uns das Vertrauen und die nötige Kraft für gehaltvolles Gedeihen.