Feuerelement – Herz und Bewusstsein

Betrachten wir einmal den gesamten Lebenszyklus eines Menschen nach den Wandlungsphasen der Chinesischen Medizin, so ist die Phase im Feuerelement sicherlich der Höhepunkt in unserem Leben. Im Holzelement werden wir geboren und wachsen heran. Wir durchleben die Phasen des Feuers, der Erde und des Metalls. Das Wasserelement steht für die letzte Phase des Lebens, unsere Energien werden schwächer und irgendwann müssen wir sterben. Als junger erwachsener Mensch erleben wir in der Zeit des Elementes Feuer eine Zeit der Fülle, der Freude und der Feste. Das Feuerelement ist eine Phase der Liebe und der Leidenschaft. Wir können uns begeistern und Feuer- und Flamme sein für einen Partner oder uns entflammen für neue Ideen und Visionen. Nach dem Ordnungsprinzip der Wandlungsphasen ist das Herz unser wichtigstes Organ im Feuerelement. So ist es offensichtlich, dass in dieser Phase des Lebens die Herzensangelegenheiten eine besondere Rolle einnehmen. Die stärkste Emotion in Verbindung mit unserem Herzen ist die Freude, die Freude mit der wir feiern, lachen und lieben.

Auf der spirituellen Ebene beherbergt das Herz unseren Geist „Shen“ und unser Bewusstsein. Der Geist steuert unsere psychischen Aktivitäten und Emotionen, das Denken, den Schlaf und unser Gedächtnis. Nur in einem gesunden Herzen kann auch ein gesunder Geist wohnen und ein ruhiger und gesunder Geist fördert die Freude, den inneren Frieden, Glück und Gelassenheit, innere Ruhe und Klarheit. Unser physisches Herz zu pflegen ist wesentlich und essentiell. Ist das Organ gesund, so kann sich sowohl auf der psychisch-emotionalen als auch auf spiritueller Ebene ein gesundes „Herzbewusstsein“ etablieren.

Zur Wandlungsphase Feuer gehört ein weiteres wichtiges Organ und zwar der Herzbeutel, auch Perikard genannt. Eine wesentliche Aufgabe des Herzbeutels besteht darin, das sensible Herz, den Kaiser der Organe, vor schädlichen Einflüssen zu schützen. Zerstreutheit, Ungeduld und Hektik gehören in der heutigen Zeit zu den Untugenden in unserer Gesellschaft. Die Schutzfunktion des Herzbeutels wird strapaziert und unser Herzbewusstsein stark beeinträchtigt. Wenn der Perikard – Funktionskreis überlastet wird, sammelt sich die Energie im Brustkorb, wo sie erstarrt und „Herzschmerzen“ verursachen kann. Jede noch so kleine Veranstaltung wird in der heutigen Spaßgesellschaft zu einem Mega-Event hochstilisiert und fördert ein krankmachendes Übermaß an Freude und Genuss. Jede banale Meldung oder Nachricht wird zur Top-News auf allen Kanälen rund um die Uhr gepostet und verbreitet Unruhe und Hysterie. Diese täglichen Reizüberflutungen schädigen unser Herz, unseren Geist und unser Bewusstsein. Die Folgen für jeden Einzelnen von uns und für die Gesellschaft sind bereits sichtbar. Eine zerstreute, hektische und ungeduldige Gesellschaft vegetiert im Unbewussten dahin, manipulierbar und angreifbar auf verschiedenen Ebenen der Psyche und der Emotionen. Eine unangepasste Ernährung, Bewegungsmangel und der tägliche Druck am Arbeitsplatz verstärken zudem die schädlichen Einflüsse. Auf der körperlichen Ebene gehören die Herz-Kreislauferkrankungen noch vor den Krebserkrankungen mittlerweile zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland, Tendenz steigend.

Was müssen wir verändern und was können wir tun um aus dieser Situation herauszukommen? Jeder einzelne von uns kann die Gesellschaft und sein persönliches Umfeld nicht ohne weiteres einfach verändern. Wir können uns nur selber verändern, unser Inneres, unser Fühlen, Denken und Handeln und bewusst werden für die wesentlichen Dinge im Leben. Die negativen Einflüsse spüren und sorgfältig filtern und die Dinge die uns im Leben glücklich machen und Freude bringen hervorheben. Qi Gong kann ein Weg sein, über die Bewegung mehr „Körperbewusstsein“ zu erlangen. Und sind wir uns unserem Körper wieder bewusst, ebnen wir den Weg zu mehr Bewusstsein auf den höheren Ebenen des Seins. Das „äußere“ Spüren der einzelnen Körperbereiche, der Gelenke und Muskeln und vor allem der Atmung führt uns im Laufe der Zeit zu einem „inneren“ Spüren. Wir spüren tiefer in uns hinein und ergründen unsere Emotionen, unsere Gedanken, erkunden das was uns gut tut und was uns schädigt. Im Qi Gong verbinden wir die Bewegung mit einer inneren Anleitung oder Vorstellung. So können wir uns zum Beispiel mit einer ganz einfachen Übung wieder erden und zentrieren, unser Herzbewusstsein neu entfachen und unseren Vagusnerv harmonisieren.

„Stehe ruhig und entspannt mit beiden Füßen fest auf der Erde. Dein Oberkörper ist aufgerichtet, schließe die Augen. Dein Scheitelpunkt ist nach oben ausgerichtet. Spüre deinen Körper als Verbindungsglied zwischen Himmel und Erde, atme ruhig und sanft ein und aus. Die Arme hängen zunächst locker seitlich am Körper. Nach einigen Atemzügen lege die Hände übereinander auf dein Herzzentrum und atme weiter ruhig und entspannt. Lenke deine Aufmerksamkeit nach innen auf dein Herzzentrum und verbinde dich mit deinem Herzen. Unterstütze dein Tun mit dem Satz „Ich bin voller Freude“. Lasse dein „Inneres Lächeln“ entstehen. Nach einigen Minuten lenke deine Aufmerksamkeit wieder mehr auf deine äußere Umgebung, öffne die Augen und spüre den Unterschied in deiner Wahrnehmung.“

 

„Die Gesundheit des Menschen ist ein kostbares Gut,
aber nicht selbstverständlich und von ewiger Dauer, wenn man nichts dafür tut!“

— Uwe Hielscher, 2019